Die K.D.St.V. Wiking wurde am 25. September 1919 an der Universität Hamburg durch Mitglieder der V.K.D.St. Saxonia Münster gegründet.

Vorgeschichte

Die Entstehungsgeschichte der Wiking ist unmittelbar verknüpft mit der der Universität Hamburg. Erst spät für eine Stadt ihrer Bedeutung, nämlich im Jahre 1919, entschloss man sich in Hamburg zur Gründung einer Universität. Hintergrund der Gründung zu diesem Zeitpunkt war das Ende des Ersten Weltkrieges und die damit einhergehenden politischen Umwälzungen. So kam es auf der Grundlage eines zuvor bereits bestehenden Allgemeinen Vorlesungswesens am 31. März 1919 zur Verabschiedung des Universitätsnotgesetzes durch die erste demokratisch gewählte Hamburger Bürgerschaft.

Die durch den Krieg ausgelöste Entwurzelung und Verschiebung nicht unwesentlicher Teile der deutschen Bevölkerung brachte es mit sich, dass unter den nun im weitgehend protestantischen Hamburg studierenden ehemaligen Kriegsteilnehmern auch eine nennenswerte Zahl von Katholiken war. Dies sorgte dafür, dass sich neben den entstehenden Corps, Burschenschaften und anderen nicht konfessionell orientierten Verbindungen auch katholische Korporationen an der Hamburger Universität bilden konnten.

Gründung und Anfangsjahre

Nach Gründung der Universität Hamburg ergriffen die V.K.D.St. Saxonia Münster im CV und der Philisterzirkel Niederelbe (Vereinigung der in Hamburg lebenden Alten Herren von CV-Verbindungen) die Initiative zur Gründung einer CV-Verbindung an der Universität Hamburg. Zu diesem Zweck wechselten sechs aktive Mitglieder der Saxonia von der Universität Münster an die frisch gegründete Universität Hamburg. Am 25. September 1919 gründeten sie dort die K.D.St.V. Wiking. Am 22./23. November 1919 machte die Wiking ihre Gründung und die von ihr geführten Farben in traditioneller Form durch ein sogenanntes Publikationsfest bekannt.

In den Folgejahren entwickelte sich Wiking zügig weiter: 1922 wurde der Altherrenverband der Wiking gegründet und die bis heute erscheinende Verbindungszeitschrift Wiking-Ruf erstmals herausgegeben, 1923 erhielt Wiking eine eigene Geschäftsordnung und 1925 einen eigenen Comment. Außerdem wurde 1925 mit der Gründung des Hausbauvereins die Grundlage für den späteren Erwerb eines eigenen Verbindungshauses geschaffen.

Die Zeit des Nationalsozialismus

Ab 1926 begann für Wiking, als Repräsentantin des politischen Katholizismus, einsetzende Nachwuchssorgen, welche von einer kurzen Erholung in den Jahren 1930 bis 1932, bis zur Auflösung andauerten.

Die Haltung der katholischen Verbindungen – und damit auch Wikings – zum Nationalsozialismus war naturgemäß geprägt von der Position, die die Katholische Kirche hierzu einnahm. Die katholischen deutschen Bischöfe hatten seit 1930 verschiedentlich eindringlich vor dem Nationalsozialismus gewarnt und eine Mitgliedschaft in der NSDAP mit dem katholischen Glauben für unvereinbar erklärt. Auf der 61. Cartell-Versammlung im Sommer 1932 in München bezog der CV unter Bezugnahme auf diese Erklärungen sowohl in weltanschaulicher, als auch in hochschulpolitischer Hinsicht deutlich Position gegen den Nationalsozialismus und beschloss auf der Grundlage der von den Bischöfen erklärten Unvereinbarkeit, dass den Mitgliedern des CV eine Mitgliedschaft in der NSDAP nicht gestattet sei. Als Reaktion auf eine Reichstagsrede Hitlers vom 23. März 1933, in der dieser die „Unverletzlichkeit des katholischen Glaubens“ zugesichert hatte, änderten die katholischen Bischöfe jedoch ihre Haltung hinsichtlich der Unvereinbarkeit von katholischem Glauben und Parteizugehörigkeit. Daraufhin sah sich auch der CV veranlasst, das Verbot der Doppelmitgliedschaft in Partei und Verband aufzugeben, ohne andererseits seine Kritik an der nationalsozialistischen Ideologie zu entschärfen. In der Folgezeit nahm der Druck der Nationalsozialisten auf die katholischen Korporationen immer weiter zu. In dem Bestreben, eine Auflösung des Verbandes zu verhindern, reagierte der CV hierauf zunächst noch mit Zugeständnissen. Letztlich kam es auf der 63. Cartell-Versammlung im Oktober 1935 in Würzburg dennoch zur Auflösung des CV, wobei es den einzelnen Verbindungen jedoch freigestellt blieb, fortzubestehen.

Nach der Auflösung des CV im Jahre 1935 beschloss Wiking, die bereits gegen die Verbandsauflösung gestimmt hatte, selbst weiterzubestehen. Doch der Bewegungsspielraum für die wenigen noch existierenden katholischen Verbindungen wurde immer enger. 1936 musste Wiking ihre Wohnkameradschaft in der Hartungstraße aufgeben und suspendierte. Sie bestand jedoch noch zwei Jahre weiter. Am 20. Juni 1938 wurde durch den sogenannten Gestapo-Erlass die Auflösung aller Studentenverbände verfügt. Vier Tage später wurde die Wiking verboten und ihr – allerdings nicht vorhandenes – Vermögen eingezogen. Insbesondere diejenigen, die zuletzt Ämter innegehabt hatten, wurden von der Gestapo verhört. Eine tatsächliche Auflösung der Wiking erfolgte nicht. Vielmehr fanden auch weiterhin Treffen statt. Es wurde sogar am 1. April 1939 noch ein neues Mitglied aufgenommen und am 19. August 1939 das 20. Stiftungsfest in würdiger Weise begangen. Erst der Ausbruch des Krieges bereitete diesen inoffiziellen Aktivitäten ein Ende.

Im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 ließen 14 Mitglieder der Wiking ihr Leben.

Wiederbegründung

Auch während des Krieges und in der unmittelbaren Nachkriegszeit blieb der Kontakt zwischen den Mitgliedern der Wiking bestehen, wenn auch den Umständen entsprechend nicht sehr intensiv. Nachdem das Ende von Krieg und nationalsozialistischer Herrschaft grundsätzlich die Möglichkeit zur Wiederbegründung der Verbindung geschaffen hatte, waren allerdings andere Probleme zunächst vordringlicher, so dass noch drei Jahre verstrichen, bis die in Hamburg ansässigen Alten Herren die Initiative zu einer Reaktivierung ergriffen. Auslöser hierfür war der Umstand, dass die Altherrenschaft der K.D.St.V. Winfridia zu Breslau, der eine Reaktivierung am angestammten Ort nicht mehr möglich war, die Absicht äußerte, ihre Verbindung in Hamburg wiederbegründen zu wollen. Da den Alten Herren der Wiking bewusst war, dass das nach wie vor überwiegend protestantische Hamburg nicht genügend Nachwuchs für zwei CV-Verbindungen bieten würde, sahen sie sich durch diesen Plan zum Handeln gezwungen.

So kam es am 2. Juni 1948 formell zur Wiederbegründung der Wiking durch sieben Alte Herren. Diese machten sich sodann umgehend daran, auch wieder ein aktives Verbindungsleben in Gang zu bringen. Akzeptanz für ein solches Vorhaben war bei den Studenten der Nachkriegsjahre durchaus gegeben, wie die Tatsache zeigt, dass es im Laufe der Monate Juli und August 1948 gelang, 14 katholische Studenten der Universität Hamburg für eine aktive Mitgliedschaft zu gewinnen. Diese konnten sodann am 25. September 1948 anlässlich des 29. Stiftungsfestes und zugleich (Nachkriegs-)Publikationsfests der Wiking feierlich geburscht, d.h. als Mitglieder auf Lebenszeit in die Verbindung aufgenommen werden.

Die 50er und frühen 60er Jahre

Auch die ganzen 50er und frühen 60er Jahre brachten für Wiking eine Blütezeit. Beispielhaft sei hier ein Gästeabend aus dem Jahre 1956 genannt, der allein Wiking 15 neue Mitglieder bescherte, von denen die meisten sich in späteren, schwierigeren Jahren als besonders engagiert bewährten. Viele heute als selbstverständliche Bestandteile des Verbindungslebens betrachtete Institutionen, wie Wikingertreffen im Oldenburgischen sowie in Süddeutschland, Fuchsenfahrten und ein eigenes Verbindungshaus stammen aus dieser Zeit.

Vor allem der Kauf des ersten Wikinghauses stellte für die Verbindung einen Meilenstein in ihrer Geschichte dar: Nachdem der vor dem Krieg gleichfalls zwangsweise aufgelöste Hausbauverein 1954 wiederbegründet worden war, hatte niemand damit gerechnet, dass bereits acht Jahre später der Kauf eines Hauses würde erfolgen können. Im Wintersemester 1961/62 war es dann so weit: Die Wiking konnte das Haus in der Weidenallee 26a in Besitz nehmen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch keiner, dass das Ende dieser Blütezeit nicht mehr fern war.

Die Zeit der Studentenunruhen

Obwohl die äußeren Gegebenheiten sich bereits im Jahr zuvor erheblich geändert hatten, feierte die Wiking 1969 noch ein 50. Stiftungsfest, so als habe sich nichts verändert. Doch sofort danach stürzte die Wiking in eine tiefe Krise: Die politischen Umwälzungen, die die Studentenunruhen mit sich brachten, setzten die Wiking nicht nur nach außen der offenen Anfeindung durch diejenigen Teile der Studentenschaft (zu denen auch die Mehrheit der Mitglieder der Katholischen Studentengemeinde zählte) aus, die Verbindungen als Teil des von ihnen bekämpften reaktionären Systems ansahen, sondern auch heftigen internen Diskussionen darüber, welche Konsequenzen eine katholische Verbindung im Hinblick auf ihre Prinzipien und ihre Organisationsstruktur aus den gesellschaftlichen Veränderungen zu ziehen hätte.

Diese interne Diskussion hatte zuvor auch schon den CV ergriffen: Bereits Anfang 1968 hatte eine vom Vorort (studentischer Vorstand) des CV einberufene hochschulpolitische Arbeitstagung in Eichholz bei Bonn eine Erklärung verfasst (sog. Eichholz-Erklärung), in der sie sich die Forderungen der Studentenbewegung zu großen Teilen zu eigen machte. Dies führte zu einer Polarisierung innerhalb des Verbandes, vor allem zwischen Aktiven und Alten Herren, die ihren Höhepunkt auf der 83. Cartell-Versammlung 1969 in Kiel erreichte (sog. Kieler Wirren). Hauptstreitpunkte waren dabei die Aufnahme von Nicht-Katholiken im Zuge fortschreitender Ökumene sowie die Struktur des Verbandes. Innerhalb der Einzelverbindungen, so auch Wikings, wurden zudem auch eine Reihe althergebrachter Traditionen in Frage gestellt.

Im Ergebnis brachten die Diskussionen zwar eine ganze Reihe struktureller Veränderungen in Verband und Verbindung sowie ein von der 86. Cartell-Versammlung 1972 in Freiburg im Breisgau verabschiedetes Grundsatzpapier (sog. Freiburger Thesen) mit Aussagen zum Selbstverständnis des CV, zu gesellschaftspolitischen Grundsätzen, zu Zielen der Bildungspolitik, zur Demokratisierung von Bildungsinstitutionen, zum Fernstudium im Medienverbund und zu Grundsätzen der sozialen Marktwirtschaft. Letztlich verloren die Reformen jedoch in der Wiking ebenso wie in den meisten anderen CV-Verbindungen ab 1970 angesichts der zwischenzeitlich eingetretenen akuten Nachwuchssorgen an Schwung.

Die jüngere Geschichte

Nachdem die Wiking Anfang der 70er Jahre wieder zur Ruhe gekommen war, gelang es mit der Zeit, auch die Nachwuchssorgen in den Griff zu bekommen. Langsam aber stetig wuchs die Zahl der aktiven Mitglieder. Dies brachte es mit sich, dass Anfang der 80er Jahre das Haus an der Weidenallee von vielen als zu klein empfunden wurde. Dies hing auch damit zusammen, dass die Ansprüche der Studenten an ein Studentenwohnheim (was das Verbindungshaus ja auch war) gegenüber denen der 60er Jahre deutlich gestiegen waren. So kam es im Jahre 1983 zu dem Beschluss, ein neues Verbindungshaus zu kaufen. Wie beim Kauf des Hauses an der Weidenallee dauerte es allerdings noch einige Jahre, bis ein geeignetes Objekt gefunden war. Im Jahre 1986 ersteigerte die Wiking dann ihr heutiges Haus an der Hoheluftchaussee 105.

Die 90er Jahre können wieder als eine Blütezeit der Wiking beschrieben werden. Ein besonderes Ereignis stellte in diesem Zeitraum für die Wiking als katholische Studentenverbindung in Hamburg die (Wieder-)Errichtung des Erzbistums Hamburg im Januar 1995 dar. Zusammen mit den anderen beiden katholischen Korporationen in Hamburg, dem K.St.V. Albingia im KV und dem W.K.St.V. Unitas-Tuiskonia im UV, veranstaltete die Wiking aus diesem Anlass einen studentischen Festakt (Festkommers) im Ratsweinkeller, an dem der neue Erzbischof Ludwig Averkamp als Festredner teilnahm. Umso größer war die Freude der Wikinger, als sie vier Jahre später, anlässlich des 80. Stiftungsfests den Erzbischof als Ehrenmitglied feierlich in ihre Reihen aufnehmen konnten. Ein weiteres wichtiges Ereignis stellte dann im Jahr der Katholikentag dar, der zum ersten Mal in Hamburg stattfand. Auch hier beteiligte sich Wiking aktiv, wiederum durch einen Festkommers.

Die Wiking Hamburg trägt heute die Nummer 64 in der Reihenfolge der Cartellverbindungen. Die offizielle Abkürzung ist Wk!.